Do. 05.03.26 | Berlin | 12-Apostel-Kirche | 19:30 Uhr (geheizt, mit Catering, mit Pause)

Fantasy-Stummfilm-Symphonie | CineTronium

Die frühe Verfilmung von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ zeigt die Spaltung des Menschen in eine moralische und eine unmoralische Seite weniger als Gesellschaftsdrama, sondern als brutalen Albtraum der Selbstbefreiung – und geht dadurch über alle späteren Verfilmungen hinaus.

Erleben Sie die Giganten des Stummfilms, wie Sie sie noch nie gehört haben. Bothmers Musik ist keine Stummfilm-Begleitung; es ist eine Symphonie aus Musik und Film, eine Neudeutung des Films in Echtzeit. Von intimen, akustischen Texturen bis hin zu gewaltigen Klangwänden erschafft v. Bothmer einen modernen Soundtrack, der die Seele dieser Meisterwerke freilegt und sie mit der Ausdruckskraft modernster Instrumente, der Reife von 27 Jahren Filmmusik-Komposition und der Präzision des Pianisten, ins Heute katapultiert.

Mit seinen spektakulären StummfilmKonzerten hat Stephan Graf v. Bothmer bisher über 300.000 Gäste auf fünf Kontinenten begeistert. Er tritt in klassischen Rahmen (Laeiszhalle Hamburg) ebenso auf wie bei populären Events (beim Rock-Pop-Festival im Flughafen Tempelhof spielt er nach Björk, Blur und den Pet Shop Boys).

Das CineTronium ist ein Keyboard-Setup mit enormer Ausdruckskraft und Flexibilität, das Stephan v. Bothmer speziell für seine Live-Filmmusik entwickelt hat. Damit spielt er moderne cineastische Melodien und Rhythmen ebenso wie Sounds und Geräusche, die er mit seiner virtuosen Fingertechnik künstlerisch live gestaltet. Seine Musik ist mal hypnotisch, mal von größter Emotionalität, mal schonungslos brachial, mal episch und dann wieder ganz zart und intim.

„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ holt Stephan v. Bothmer mit seiner Musik klanglich ins Heute und zieht den Zuschauer gleichzeitig so in den Film hinein, als ob es um seine eigene Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen geht, die sich dann in einen Albtraum wandelt, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. Eine Symphonie zwischen Himmel und Hölle.

Die selten gezeigte Stummfilmfassung von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ setzt auf den reinen Schrecken der Verwandlung. Sheldon Lewis gestaltet die Doppelrolle weniger als gesellschaftliches Drama, sondern als existenziellen Albtraum: Aus dem kontrollierten Wissenschaftler bricht, einmal von gesellschaftlichen und moralischen Konventionen befreit, eine wilde, animalische Kreatur hervor, die nicht mehr zu bändigen ist. Die Verwandlungen geschehen roh, körperlich und verstörend direkt – ohne elegante Übergänge, dafür mit umso größerer Wucht.

Der Film steht stilistisch näher am frühen Horror- und Sensationskino als am klassischen Literaturdrama. Moralische Fragen treten hinter das Erlebnis von Angst, Trieb und Kontrollverlust zurück. Gerade diese Radikalität macht den Film heute so faszinierend: Man sieht hier nicht den kultivierten Doppelmenschen, sondern den Menschen als Zerreißprobe zwischen Vernunft und Abgrund.

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