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Glossar

Stummfilme / Musiker

Abwege

[G.W. Pabst, D 1928]
Melodram mit Brigitte Helm (Maria aus "Metropolis")

Ist die Ehe eine Farce? Zumindest in den Kammerspielen von G.W. Pabst ist sie das. Genussvoll legt Pabst, dem Rudolf Arnheim den Geschmack und die Routine des Auges zuschreibt, das tiefenpsychologische Seelenleben dieser besonderen Institution offen. Das Melodram reduziert er auf wenige krasse Effekte: Irene geht auf Abwegen. Exzessives Nachtleben, sexuelle Abenteuer, Drogen – aus Langeweile entledigt sie sich einer seelischen Hülle nach der anderen. Am Ende provoziert sie gar die Scheidung. Die junge Brigitte Helm spielt die moderne, mondäne Frau. Kühl distanziert und sinnlich erotisch - Helm klagte später vergeblich gegen die Ufa, die sie auf die Rolle des Vamps einseitig festlegte. 

Keine Frau steckte sich im Film öfters die Zigarette an und spielte die femme fatale überzeugender als Brigitte Helm. Die zeitgenössische Kritik war angetan: „Die tragende Rolle des Films liegt in den Händen von Brigitte Helm. Sie ist heut die paradoxeste Künstlerin, die wir in Film-Deutschland haben. Sie sieht, mit ihrem herben Profil und dem glatt zurückgestrichenen Haar, wie ein sehr ernstes Kind aus, um im nächsten Augenblick alle Künste der Verführung anzukurbeln, ein blonder „Vamp“ zu werden, wie er im Buch steht. Erstaunlich, wie kühn die Frau auf alle schönen Posen verzichtet, wie sie immer nur Ihr Selbst vor den Apparat stellt, die leidenschaftliche Energie ihres Ausdrucks, die Kunst ihrer bald gehemmten, bald sich leidenschaftlich hingebenden Bewegungen. Aus dieser Künstlerin kann noch alles werden. Sie ist Jungfrau und Hetäre, Wildes und Keusches eint sich in ihr – und sie beherrscht vollendet die filmschauspielerischen Mittel, um das alles zum Ausdruck zu bringen.“ (R. K., Lichtbild-Bühne, Nr. 215, 6.9.1928)

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