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Glossar
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Der letzte Mann
[F. W. Murnau, D 1924]
Wie kann es gelingen, das Unglück eines Menschen nicht nur zu beobachten, sondern zu fühlen? Wie also können wir in die Haut eines anderen schlüpfen? „Der letzte Mann“ ist das Drama eines Mannes, dessen heile Welt mit dem Verlust von Arbeitsstelle und Ansehen zusammenbricht. Emil Jannings spielt den Chefportier eines Palasthotels, der aufgrund seines Alters zum Toilettenwärter degradiert wird. Eine ganze Welt geht entzwei. Zunächst kann er die Demütigung vor seiner Familie geheim halten, doch schließlich kommt die Wahrheit ans Licht.
So ergreifend Jannings diese Rolle verkörpert, so wenig wäre doch der ganze Film ohne die „entfesselte Kamera“, die in „Der letzte Mann“ radikal eingesetzt wird: Sie kriecht gleichsam in die Seele der Hauptfigur hinein und fasst ihre Ängste und eitlen Hoffnungen in bizarre Bilder. Sie jubiliert, sie taumelt, sie stürzt. Hier ist eine Experimentierfreude am Werk, die dem Kino ganz neue Möglichkeiten des Erzählens erschließt und die Filmästhetik bis heute prägt. Für den Regisseur Murnau, den Schauspieler Jannings und den genialen Kameramann Karl Freund bedeutete der Erfolg des Films ihre Fahrkarte nach Hollywood.
„Heute bist Du der Erste, geachtet von Allen - Weißt Du, was Du morgen bist?!“
Berlin, Anfangs des 20. Jahrhunderts. Der alte Portier des Hotels "Atlantic" verdankt seiner prächtigen Uniform Selbstwertgefühl und Anerkennung: Vor der Drehtür des Hotels ist er stolzer Diener, der die Gäste begrüßt, zu Hause im Hinterhofmilieu ein viel bewunderter Mann. Doch eines Tages beobachtet der Geschäftsführer, wie schwer dem alten Portier das Hantieren mit den Koffern fällt: Er verbannt ihn daraufhin in den Keller, degradiert ihn zum Toilettenmann. In seinem Milieu wagt er nicht, den Abstieg einzugestehen. Als seine Tochter heiratet, stiehlt er die Uniform, um wenigstens hier den Schein zu wahren. Doch der Schwindel fliegt auf, er wird von seinen Hausbewohnern verlacht und gedemütigt, seine Verwandten wenden sich von ihm ab. Verzweifelt zieht sich der alte Mann in den Waschraum der Hoteltoilette zurück.
F. W. Murnau hat an diese Handlung, getrennt durch den einzigen Zwischentitel des Films, ein ihm aufgezwungenes, bitter-ironisches Happy End gesetzt: Auf der Toilette stirbt ein reicher Hotelgast in den Armen des Alten und vermacht ihm sein ganzes Vermögen. So wird aus dem "letzten Mann" ein umworbener Hotelgast.
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Das Drama eines Mannes, dessen heile Welt mit dem Verlust von Arbeitsstelle und Ansehen plötzlich zusammenbricht. In Murnaus zeitlosem Klassiker der Filmkunst spielt Jannings den Chefportier eines Palasthotels, der wegen seines Alters versetzt wird und nun Dienst als Toilettenwärter tun muß. Genauso schlimm wie diese Demütigung ist für ihn, daß er seine prächtige Uniform abgeben muß. Zunächst kann er das vor seiner Familie geheimhalten, doch schließlich kommt die Wahrheit ans Licht. Jannings kongenialer Partner ist hier die „entfesselte Kamera“ von Karl Freund, die gleichsam in die Seele der Hauptfigur hineinkriecht und ihre Ängste und eitlen Hoffnungen in bizarre Bilder faßt. Für Murnau, Jannings und Freund bedeutete der Erfolg des Films ihre Fahrkarte nach Hollywood.
Philipp Stiasny, 12.12.2006
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Bilder mit freundlicher Genehmigung von:
Stiftung deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen Berlin
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