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Stummfilme / Musiker

Die Blitz-Zentrale

„Die Blitzzentrale“ ist ein packend inszenierter Sensationsfilm und das Überbleibsel einer einst populären, aber heute fast völlig vergessenen Kinokultur. Die Geschichte kreist um die Erfindung eines phantastischen Apparates, mit dessen Hilfe die elektrische Kraft von Blitzen nutzbar gemacht werden soll. Eine Revolution in der Energieversorgung der Welt steht bevor. Im Auftrag eines großen Industrieunternehmens soll eine ebenso mondäne wie skrupellose Agentin die Pläne des genialen Erfinders stehlen. Sie setzt alle Mittel einer schönen Frau ein, doch kommt ihr der clevere Detektiv Harry Hill in die Quere. Beide liefern sich einen Kampf um Leben und Tod.

Das alles ist flott, modern und auch charmant, mit visuellem Einfallsreichtum und schönen Tricks inszeniert. „Die Blitzzentrale“ erscheint mit ihrer Mischung aus Agentengeschichte, Science Fiction und Jungenphantasie wie ein früher Verwandter der James Bond-Reihe: Ein Spektakel mit rasanten Verfolgungsjagden, gewagten Stunts, Geheimverstecken und explodierenden Maschinen, mit Verkleidungskünstlern und gefährlichen Frauen. Daß dabei mit der Energieversorgung ein damals wie heute brandaktuelles und viel diskutiertes Thema im Hintergrund steht, erhöht noch den Reiz der Geschichte. Freilich ergründet der Film nicht die letzten Fragen der menschlichen Existenz, sondern er zelebriert die Kultur der populären Unterhaltung und bietet Kost für die Augen und die Sinne. Auch 85 Jahre nach der Premiere birgt die einzige erhaltene und vom Bundesarchiv-Filmarchiv (Berlin) restaurierte, wunderbar eingefärbte Fassung von „Die Blitzzentrale“ zu allererst ein sinnliches Erlebnis.

In der Fachpresse heißt es 1922: „In den reich bewegten sechs Akten dieses durchaus auf die Sensationsfreudigkeit der überwiegenden Masse des Kinopublikums eingestellten Films wird vornehmlich der Kampf um die Eigenschaften eines neu entdeckten Edelmetalls ausgefochten, dessen erstaunliche Kraft die gesamte Elektrizität der Wolken zu fesseln vermag. Die durch das ‚Platinaphor’ aufgefangene Energie kann von einer Kraftstation aus alle Leistungen der bisherigen Elektrizitätswerke übernehmen, denen somit der Untergang droht. An dem Besitz dieser Erfindung ist der Vorstand eines Elektrizitätskonzerns lebhaft interessiert, und da er sie nicht erwerben kann, versucht er sie in raffinierter Weise zu rauben. Harry Hill ist der geschickte Hüter des Schatzes und wird von Valy Arnheim, der gleichzeitig für die sehr wirksam eingeflochtenen Sensationen und die spannend gehaltene Gesamtinszenierung verantwortlich ist, mit gewohnter Bravour dargestellt. Marga Lindt ist seine schöne Gegnerin.“ (Der Kinematograph, 12.2.1922)

Philipp Stiasny, 15.8.2006

Bilder:
Bundesarchiv-Filmarchiv,
Foto: Marian Stefanowski

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