Konzert und Filme virtuos und perfekt synchron.
Stephan v. Bothmer interpretiert mit seiner Film-Symphonie Filme von Georges Méliès, dem wohl größten Filmpionier aller Zeiten live am Flügel. Bothmers Musik bringt das Publikum zum staunen und lässt Zauberei und Poesie der sehr selten gezeigten Filme lebendig werden. Must see! Must hear!
„Reise zum Mond “ (von 1902!), nach Jules Verne, ist Méliès' berühmtester Film. Der erste Science-Fiction-Film der Filmgeschichte ist spektakulär koloriert und vereint so viele Trickts und revolutionäre Filmtechniken, dass einem schwindelig wird.
Méliès saß im Publium bei der ersten öffentlichen Filmaufführung der Brüder Lumière* und war sofort fasziniert von den Möglichkeiten, mit Hilfe des Films fantasievolle Geschichten zu erzählen. Als professioneller Zauberkünstler war er unzäligen Bühnentechniken und effekten, wie verborgenen Falltüren oder Pyrotechnik, bestens vertraut. Viele dieser Tricks finden sich in seinen Filmen wieder. Er erfand neue visuelle Effekte wie Doppelbelichtungen, Split Screens oder die Stop-Motion Technik, mit denen er Szenen schaffen konnte, die auf der herkömmlichen Theaterbühne nicht darstellbar waren. Er fungierte in vielen seiner Filmen, so auch in „Reise zum Mond“, als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Hauptdarsteller, Bühnenbildner und Kostümedesigner.
Seine wichtigste Erfindung ist so grundlegend, dass wir sie kaum mehr wahrnehmen: Es war Méliès, der zum ersten mal mit einem Film eine Geschichte erzählte und so das "narrative Kino" erfand.
Was Méliés' Filme nicht haben, sind schwülstige Emotionen. Er war Illusionist. Und genau daran ist er dann buchstäblich zugrunde gegagen: die Welt wollte weinen. Seine Filme sind Werke eines geradezu wahnsinnigen Künstlers extrem aufwendig und extrem teuer. Er war der Konkurrenz der industriemäßig produzierten Filme nicht gewachsen. am Ende musste er alles verkaufen und verbrannte Berge von Filmen. Die meisten verkaufte er an eine Firma, die das Zelluleut einschmolz und zu Schuhen verarbeitete. So ging der vielleicht größte Schatz der Filmegeschichte verloren. Völlig veramrt finanzierten andere Filmemacher seinen Aufenthalt in einem Altersheim in Orly bis zu seinem Tod.
Wir können heute nur ahnen, was dieses Genie hervorgebracht hat. Denn einige seiner Filme überlebten, meistens zufällig und wurden Filmenthusiasten gerettet. Der zerfallende Film "Reise zum Mond" wurde Bild für Bild abfotografiert, herausgebröseltet Teile von Hand eingepasst, jedes einzelne Bild von Hand digital reatauriert. Herausgekommen ist ein Meisterwerk, dessen Faszination noch heute jeden umhaut.
Das von Stephan v. Bothmer zusammengestellt Programm in Kombination mit seiner Film-Symphonie, ist eine einzigartiges Kunstwerk das Stauenen und Begeisterung hervorruft. Die Premiere des Programms fand am 8. März 2019 im StummfilmKonzerte-Festival Berlin statt.
Die Film-Symphonie
Stephan Graf v. Bothmer hat zu diesem Programm aus den schönsten und beeindrucktesten erhaltenen Filmen von Georges Méliès eine Film-Symphonie für Klavier geschrieben, die alle Filme zu einem großen Werk zusammenfasst. Mit höchster Präzision für Details und mit dem großen Gestus für das Ganze zieht Bothmers Musik das Publikum in den Bann. Manche filmischen Experimente wirken eher wie Visuals, aber auf höchstem künstlerischen Niveau, andere sind ausgereifte Geschichten, die mit vielen Illusionstricks erzählt werden.
[Georges Méliès, Filme von 1988-1904]
Archenhold Sternwarte
Die Sternwarte ist die größte und zweitälteste Volkssternwarte Deutschlands. Das große Fernrohr, der "Große Refraktor", ist das längste bewegliche Fernrohr der Welt.
* Diese Aufführung der Brüner Lumière wird als die erste öffentliche Filmaufführung der Welt angesehen. (Méliès versuchte den Lumiéres einen Projektor abzukaufen, was ihm nicht gelang.) Tatsächlich waren aber zwei Berliner fast zwei Monate schneller: die Brüder Skladanowski haben die erste öffentliche Filmaufführung der Welt am 1. November 1895 im Varieté Wintergarten Berlin realisiert. Kino ist eine berliner Erfindung!